Pulheim Helden Blog Gütten Fashion

6 Fragen an:

GÜTTEN fashion e.K.

Jeanine Dulava

Sie haben sich dazu entschieden ein Unternehmen in Pulheim zu betreiben - wie sind Sie auf den Standort Pulheim gekommen und was hat Sie dazu bewegt in Pulheim ein Unternehmen zu führen?

Die Frage nach dem Standort stellte sich für mich nicht, als ich vor rund 5 Jahren den elterlichen Betrieb übernommen habe. Die Historie des Unternehmens reicht bis in Jahr 1895 zurück. In Köln in der Domgasse war der ursprüngliche Unternehmens-Standort. Nach dem 1. Weltkrieg haben sich unsere Vorfahren entschieden, eine Filiale in Pulheim zu eröffnen. Wie sie gerade auf Pulheim kamen, kann ich heute nicht mehr sagen. Nachdem im 2. Weltkrieg das Gründungshaus in Köln zerstört wurde, hat man die Entscheidung getroffen, sich vollends auf den Betrieb in Pulheim zu konzentrieren. Wir sind am Ort etabliert und ich liebe die familiären Strukturen, die der Standort Pulheim bietet.

Ihr Unternehmen - welche Geschichte oder
Gedanke steckt hinter Ihrem Unternehmen?

Wie oben schon beschrieben, reicht unsere Geschichte bis in Jahr 1895 zurück. Unsere Vorfahren handelten mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs bis hin zu Bekleidung. In 4. Generation führe ich die Familientradition fort. Schon in der Vergangenheit wurde das angebotene Sortiment immer stärker fokussiert. Nachdem die Lebensmittel aus dem Sortiment genommen wurden, gab es Kinder-, Herren- und Damenbekleidung sowie Wäsche und Nachtwäsche zu kaufen. Im Laufe der Zeit stellten meine Großeltern und mein Vater dann fest, dass eine stärkere Spezialisierung erforderlich war. Nachdem die Kindermode und Wäsche weichen mussten, fiel Ende der 80er Jahre die Entscheidung, dass ab dem Zeitpunkt bei Mode Gütten, wie das Unternehmen damals noch hieß, ausschließlich Damenmode im Angebot sein sollte. So konnten dann auch Markenhersteller für das Sortiment gewonnen werden, die heute ein wichtiger Bestandteil unseres Sortimentes sind.

Somit sind wir heute ein Spezialgeschäft für Damenoberbekleidung – wie es offiziell heißt. Umgangssprachlich ausgedrückt, bieten wir alles an, was frau über ihrer Unterwäsche trägt. Wir setzen unser Sortiment so zusammen, dass wir von sportlicher Jeans-Mode bis hin zum Hosenanzug für jeden Geschmack von Größe 34 bis 50 etwas im Angebot haben.

Oberste Prämisse spielt hierbei die persönliche Beratung im Geschäft, die auf jede Kundin individuell abgestimmt wird. Regelmäßige Trend-Infos und Schulungsmaßnahmen für das gesamte Team sorgen dafür, dass wir bestmöglich auf unsere Kundinnen vorbereitet sind und kompetent in Sachen Mode beratend zur Seite stehen können. Viele begeisterte Kundinnen geben uns das Feedback, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Für mein Team und mich ist das nicht einfach nur ein Job – wir lieben, was wir tun. Es ist mehr eine Berufung, als ein Beruf.

Was war Ihr schönstes Kundenerlebnis
mit einem Ihrer Pulheimer Kunden?

DAS eine schönste Kundenerlebnis gibt es gar nicht! Wir erleben im tagtäglichen Umgang mit unseren Kundinnen so viele schöne Dinge und bekommen so viel zurück, dass ich das gar nicht auf ein Erlebnis reduzieren kann. Zu vielen Kundinnen haben wir langjährige Beziehungen, wobei man auch über sehr persönliche Dinge spricht. So erfahren wir z.B. von einer Schwangerschaft, die die Kundin sich schon lange herbeigesehnt hat, ein paar Monate später kommt die frisch gebackene Mutter mit dem Baby und wiederum ein paar gefühlte Jahre später steht plötzlich ein 1,80m großes „Kind“ vor einem.

Das schönste an unserem Beruf ist, dass wir am Leben unserer Kundinnen teilhaben dürfen und dass unsere Kundinnen uns immer wieder aufs Neue vertrauen!

Was schätzen Sie am Einzelhandel in Pulheim besonders
und was macht den Wirtschaftsstandort
Pulheim für Sie attraktiv?

Der Pulheimer Einzelhandel hat gerade im Jahr 2019 wieder viele schöne Fachgeschäfte neu hinzubekommen, die das gesamte Portfolio in der Stadt abrunden. Sicherlich sind einige Unternehmen nicht auf den „ersten Blick“ sichtbar. Doch wenn man genau hinschaut, kann der tägliche Bedarf im Großen und Ganzen gut vor Ort gedeckt werden.

Historisch gewachsen, gibt es in Pulheim mehrere Einkaufszonen – verteilt über alle Stadtteile. Aber die Vielfalt, die es in Pulheim gibt, sucht seines Gleichen. Es lohnt sich auch mal, den ein oder anderen Abstecher in alle Stadtteile von Pulheim zu machen! Dort findet man viele inhabergeführte Fachgeschäfte, die fantastische Service-Leistungen anbieten – da muss man gar nicht weit fahren!

Der Wirtschaftsstandort Pulheim ist auf Grund seiner hohen Kaufkraft für ein Handelsunternehmen sehr attraktiv. Leider war es in der Vergangenheit so, dass ein Großteil dieser Kaufkraft nicht im Ort gebunden werden konnte. Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, dass durch Neu-Ansiedlung und Eröffnung von schönen neuen Geschäften hier einiges verbessert werden kann.

Man darf auch nicht vergessen, dass durch das Einkaufsverhalten der Menschen ein Standort entscheidend verändert werden kann. Gibt es genügend Frequenz in einer Stadt, steigt die Attraktivität für die mögliche Ansiedlung neuer Investoren und Unternehmen, die sich natürlich an attraktiven Standorten deutlich häufiger niederlassen.

Und am Ende entscheidet der Kunde durch sein Kaufverhalten, wie vielfältig das Angebot in der Stadt ist. Kein Händler kann davon leben, wenn er Kunden ausführlich berät und der Kunde im Endeffekt dann online bestellt. Der Unternehmer vor Ort muss das Personal, welches die Beratung erbringt, bezahlen. Das kann er nur, wenn über die Beratung auch ein Umsatz fließt. Große Online-Händler profitieren häufig von der örtlichen – für sie kostenlosen – Beratungsleistung und schwächen den stationären Dienstleister zusätzlich, in dem ein Dumpingpreis geboten wird. Das ist nur möglich, indem der Online-Riese keine eigene Beratungsleistung erbringen muss! Während der Corona-Schließung sind die Retouren-Quoten bei vielen Online-Händlern drastisch gestiegen – was diese Unternehmen darauf zurückführen, dass sich die Kunden nicht im stationären Handel vorab über die Produkte informieren oder diese dort ausprobieren konnten.

Der Wirtschaftsstandort Pulheim ist für mich insofern sehr interessant, da wir hier auf eine große Zahl sehr treuer Kundinnen bauen können. Gerade während der Corona-Schließung haben mich zahlreiche Nachrichten erreicht, die mich teilweise zu Tränen gerührt haben! Diese Mitteilungen lassen mich auch positiv in die Zukunft blicken – denn viele Menschen haben nun gesehen, wie wichtig eine lebendige Innenstadt ist und haben uns – auch dank Eures Gutschein Portals – mit dem Kauf von Gutscheinen während der Schließung unterstützt und sind auch seit der Wieder-Öffnung zum Einkauf vorbeigekommen.

Außerdem kann ich an diesem Wirtschaftsstandort auf viele Dienstleister zurückgreifen, die dazu beitragen, dass Pulheim floriert. Ich versuche immer, bei allen anfallenden Arbeiten Unternehmen aus Pulheim zu buchen. Das funktioniert bisher ganz hervorragend und ich bin dankbar, dass dies immer völlig reibungslos funktioniert! An dieser Stelle richte ich meinen Dank an alle Handwerker, Dienstleister und Geschäftspartner, die uns über Jahre hinweg begleiten und zuverlässig und vertrauensvoll mit uns zusammenarbeiten!

Was wünschen Sie sich unabhängig von
der Corona-Krise für die Zukunft?

Mein Wunsch ist es, dass sich die Initiativen, die sich in der Krise gebildet haben, fortgeführt werden. Die ersten Schließungen haben gezeigt, dass sich viele Sorgen um die Unternehmen vor Ort und den Ort an sich machen. Es haben sich einige Online-Portale und Initiativen gebildet, wo für mich an erster Stelle Eurer Gutschein-Portal zu erwähnen ist. Ihr setzt Euch für Eure Heimatstadt und Wohnort ein, was ich an dieser Stelle unbedingt hervorheben möchte! Ich wünsche mir, dass die Menschen, die in Pulheim wohnen und leben, die Unternehmen vor Ort unterstützen und ihnen Aufträge erteilen und ihren Einkauf im Pulheimer Stadtgebiet tätigen. Getreu dem Motto: „Pulheimer für Pulheim“.

Ich wünsche mir, dass die Leistungen, die von den Unternehmen vor Ort erbracht werden die Wertschätzung erfahren, die sie verdient haben und unsere Region durch den Einkauf vor Ort gestärkt wird! Durch den Konsum vor Ort, fließen Steuern in die Stadtkasse, die für viele Dinge unglaublich wichtig sind. Alle wollen gut ausgestattete Schulen, einen Kindergartenplatz und ein vernünftiges Bildungsangebot – das kann alles ohne Steuern nicht gewährleistet werden. Das alles wird durch die Steuereinnahmen der Kommunen finanziert, die sie durch die Ertragssteuern der Unternehmen vor Ort erhalten! Viele Online-Riesen zahlen hier keinerlei Ertragssteuern, sichern hier vor Ort keine Arbeitsplätze und tun ganz sicherlich nichts für örtliche Vereine! Ich würde mir z.B. wünschen, dass ich die Menschen zunächst über die Möglichkeiten vor Ort informieren, bevor sie blindlings von irgendwoher online ihre Ware beziehen. Ich kann auch beim Elektrohändler vor Ort anrufen und meinen Toaster bestellen. Es ist sicherlich auch möglich, beim Einzelhändler vor Ort eine Auswahlsendung zu bestellen, die mir meist noch kostenlos zugestellt wird. So kann ich dann die Ware in Ruhe zu Hause ausprobieren und habe einen direkten Ansprechpartner vor Ort. Gerade durch die veränderten Bedingungen in der Corona-Zeit haben viele Unternehmen tolle neue Serviceangebote etabliert.

Wir bieten beispielsweise Beratungstermine außerhalb unserer momentan verkürzten Öffnungszeiten an. Es gibt sicherlich einige, die Bedenken haben, wenn sie mit vielen anderen Menschen einkaufen sollen. Bei uns kann man dies umgehen, indem ein Termin vereinbart wird, wo das gesamte Geschäft für eine Kundin und maximal eine Begleit-Person alleine geöffnet wird. Eine Beraterin steht ihnen für die gesamte Zeit zur Verfügung – aber sonst ist keine weitere Person anwesend. Die Kundin kann sich ganz in Ruhe umschauen und alles anprobieren. Die Abstände und Hygiene-Maßnahmen können so optimal umgesetzt werden und ein angst- und stress-freier Einkauf ist garantiert. Diesen Service haben wir übrigens schon vor der Corona-Pandemie angeboten und die Kundinnen, die das Angebot in Anspruch genommen haben, waren restlos begeistert. Eine kleine Einschränkung zu „vorher“ gibt es leider schon, denn derzeit bieten wir keinerlei Getränke oder Naschzeug an.

Ich wünsche mir auch, dass sich die Initiativen, die sich in der Schließungsphase gebildet haben, weiter fortgeführt und deren guten Impulse ausgebaut werden! Die Krise ist noch lange nicht überstanden und nur weil es nun Lockerungen gibt und es Öffnungen vieler Bereiche gibt, heißt das noch lange nicht, dass die Unternehmen, Gastronomen, kulturellen Einrichtungen und alle Wirtschaftsbereiche auf einem Niveau arbeiten, das kostendeckend ist. Das wird sicherlich auch noch einige Zeit dauern und viele werden sicherlich sehr dankbar sein, wenn es dahingehend auch über die Schließungsphase hinaus Unterstützung geben wird! Gerade JETZ ist es wichtig, dass sich die lokalen Unternehmen präsentieren können und auf einem gebündelten Weg ihre Kundinnen und Kunden erreichen können. In den letzten beiden Wochen wird häufig von der Corona-Krise in der Vergangenheitsform gesprochen. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen – denn die Auswirkungen wie Kurzarbeit und die Angst um den Arbeitsplatz sind nach wie vor spürbar. Wichtig ist es hierbei, dass es Plattformen gibt, wo Unternehmen möglichst kostenfrei eine Möglichkeit bekommen, ihre Angebote zu zeigen. Die Kostenseite ist durch die weggebrochenen Umsätze äußerst angespannt und ein normales Werbebudget kann von vielen derzeit nicht aufgebracht werden.

In diesem Zusammenhang wünsche ich mir auch, dass sich die Unternehmen an diese Möglichkeiten erinnern, wenn wir GEMEINSAM diese schwere Zeit gemeistert haben. Dann wäre für mich der Zeitpunkt gekommen, diese Portale und Projekte in meinem Werbebudget zu berücksichtigen und regelmäßig dort meine Angebote, Veranstaltungen und News gegen einen angemessenen Preis zu präsentieren.

Und ich würde mir auch wünschen, dass sich die einzelnen Unternehmer, Inhaber und Geschäftsführer der am Ort ansässigen Betriebe stärker zusammenschließen. Mit dem Aktionsring Pulheim gibt es zum Beispiel eine Plattform, die dafür sorgt, dass der Standort Pulheim in Kooperation mit der Stadtverwaltung gestärkt wird. Viele wissen z.B. nicht, dass die Feste im Ortskern – Ostermarkt, Pulheim Open, Genussmeile, Weinmarkt, die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt und der Weihnachtsmarkt „Barbara-Markt“ vom Aktionsring organisiert und zum größten Teil durch Mitgliedsbeiträge der angeschlossenen Unternehmen finanziert werden. Auch der Pulheim Gutschein wäre ohne die Initiative des Aktionsring Pulheim nicht vorhanden.

Wer einen attraktiven und lebendigen Standort für sein Unternehmen vorfinden möchte, sollte sich auch durch eine Mitgliedschaft beteiligen. Von den verkaufsoffenen Sonntagen – die es nur in Verbindung mit den entsprechenden tradierten Festen gibt – hat jedes Unternehmen am Standort etwas. Den finanziellen Beitrag ist jedoch nicht jeder bereit zu zahlen. Da würde ich mir auch ein Umdenken bei manchem Unternehmer wünschen. Denn je mehr Unternehmen sich beteiligen, desto größer sind die Möglichkeiten, z.B. ein attraktives Bühnenprogramm zu bieten.

Insgesamt wünsche ich mir, dass sich die Menschen GEDANKEN über ihr Verhalten und Handeln machen und sich auch über die draus resultierenden Konsequenzen bewusster werden! Am Ende haben wir alle es in der Hand wie liebens- und lebenswert unsere Stadt ist.

Zum Abschluss - Wie würden Sie Ihre Stadt
Pulheim in drei Worten beschreiben?

Vielfältig, Liebenswert, Lebensfroh!